30 Jahre Euregio Egrensis – grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit Tschechien verstetigt

25. April 2023 - Initiative für grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Raum Sachsen/Thüringen, Böhmen und Bayern feiert 30-jähriges Bestehen

Jang, die Band des Gymnasiums Cheb/Eger, während ihres Auftritts.Jang, die Band des Gymnasiums Cheb/Eger, während ihres Auftritts.

Medieninformation der Euregio Egrensis – Arbeitsgemeinschaft Sachsen / Thüringen


Cheb. Anlässlich des 30jährigen Bestehens der Euregio Egrensis fand die Jahreskonferenz und Jubiläumsveranstaltung der Euregio Egrensis erstmals als Netzwerk-Veranstaltung zusammen mit vielen weiteren Partnern statt.

Am 21.04.2023 konnten 250 Gäste bei der Jahreskonferenz zum Jubiläum der Euregio Egrensis (EE) im Kultur-Zentrum „Svoboda“ (dt.: Freiheit) begrüßt werden.

Einige besondere Gäste überbrachten Glückwünsche und anerkennende Worte für die jahrzehntelange und erfolgreiche grenzüberschreitende Zusammenarbeit, so die Generalkonsulinnen der Tschechischen Republik Ivana Červenková aus München und Markéta Meissnerová aus Dresden, die Gesandte der Deutschen Botschaft in Prag, Petra Dachtler sowie der Regionspräsident der Karlsbader Region, Petr Kulhánek.

Traditionell sprachen auch die Präsidenten der drei EE-Arbeitsgemeinschaften über Erreichtes, über aktuelle Projekte und zukünftige Pläne.

In dem Rückblick und Ausblick ging es vor allem um die Überwindung der noch immer vorhandenen Grenzen und Barrieren zum Nachbarland. Der gewählte Ort hätte nicht passender sein können, wurde die Euregio Egrensis doch endgültig 1993 in Cheb/Eger gegründet.  Die drei Partner, die EE-Arbeitsgemeinschaften Bayern, Böhmen und Sachsen/Thüringen (damals noch unter der Bezeichnung Ag Vogtland/Westerzgebirge) vereinbarten am 3. Februar vor 30 Jahren "im Geiste guter Nachbarschaft und Freundschaft die grenzüberschreitende Zusammenarbeit und Entwicklung" zu koordinieren und zu fördern.  

František Čurka sprach als tschechischer EE-Vertreter über die Gründungszeit. Zunächst war es schwierig, die Genehmigung der tschechoslowakischen/tschechischen staatlichen Behörden für die Gründung einer Organisation zur grenzüberschreitenden Arbeit zu erhalten. Die Prager Politiker waren der Meinung, dass die Zuständigkeiten hier nicht in der Region, sondern in der Hauptstadt liegen. Die Erfolge der vergangenen 30 Jahre beweisen jedoch sehr gut, dass die Zusammenarbeit vor Ort erfolgreich war. Einen wesentlichen Anteil daran hat die gute Zusammenarbeit mit zahlreichen Partnern.  Auch die Fördermittel der EU sind außerordentlich wichtig für die oft strukturell benachteiligten Grenzregionen.

OB Steffen Zenner, stv. Präsident der Euregio Egrensis Arbeitsgemeinschaft Sachsen/Thüringen, bekräftigte die Notwendigkeit, bestehende Barrieren abzubauen. Das größte Hindernis ist wahrscheinlich die Sprachbarriere. Für Erwachsene ist es oft schwierig, eine neue Sprache zu erlernen. Die Euregio Egrensis beweist mit Ihrer Initiative zum „Kita-Netzwerk“, 2019/20 vom Freistaat Sachsen als Pilotprojekt gefördert, wie wichtig und sinnvoll es ist, von klein auf, mit der Nachbarsprache und dem Nachbarland in Berührung zu kommen. Das gelingt mittels der Muttersprachlerin Pavlína Kellerová und innerhalb der Nachfolgeprojekte mit ihrem „Sprachbad in der Kita“ in besonderer Weise. Das Vorhaben soll nun aufgrund der guten Resonanz bei Kindern und bei Eltern als grenzüberschreitendes Projekt entlang der gesamten deutsch-tschechischen Grenze fortgeführt werden.

Außerdem verwies Herr Zenner auf die vielen Initiativen, die vor allem von Vereinen, Kommunen und auch Privatpersonen ausgehen, die die grenzüberschreitende Zusammenarbeit vor Ort überhaupt erst ermöglichen. Ohne dieses Engagement, ohne die Hartnäckigkeit, auftretende Probleme zu überwinden, sei diese Zusammenarbeit in der Euregio Egrensis nicht möglich gewesen. Diese Tugenden sind auch zukünftig weiter notwendig, die Pandemie-Zeit hat uns daran erinnert, dass nicht immer alles reibungslos läuft.

Zumindest bei der Abrechnung von EU-geförderten Projekten über den EE-Kleinprojektefonds soll es zukünftig erhebliche Erleichterungen für die Projektträger geben. Durch die flächendeckende Anwendung von Pauschalen, soll die aufwendige Zusammenstellung und Vorlage von Einzelbelegen zukünftig entfallen.

Der Start des Kleinprojektefonds wird für das zweite Halbjahr 2023 erwartet.

Peter Berek, Präsident der bayerischen AG der Euregio Egrensis verwies auf das seit vielen Jahren erfolgreich umgesetzte Bayerisch-Tschechische Gastschuljahr im Rahmen der EE-Sprachoffensive und auf das aktuell umgesetzte Projekt zu einem grenzüberschreitenden Verwaltungswörterbuch samt Begleit-App.

Bei einem „Markt der Möglichkeiten“ stellten sich zehn Institutionen vor, die in unterschiedlicher Art und Weise mit den drei Euregio-Arbeitsgemeinschaften in Bayern, Böhmen und Sachsen/Thüringen zusammenarbeiten, wie beispielsweise die Sächsische Landesstelle Nachbarsprachen aus Görlitz, das deutsch-tschechische Jugendwerk aus Regensburg sowie der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds mit Sitz in Prag.

Die Jang Band des Gymnasiums Cheb begeisterte mit einer schwungvollen musikalischen Umrahmung. Eine Besonderheit der Veranstaltung war kulinarischer Natur: Zum Mittagsimbiss gab es die erste Deutsch-Tschechische Freundschaftsbratwurst. Entstanden war diese Idee bei einer Sitzung des Gemeinsamen Euregio-Präsidiums, umgesetzt hat sie eine Metzgerei in Hof. Gewürzt ist die Bratwurst u.a. mit einem bekannten tschechischen Magenbitter. Bier und ein besonderer Senf kamen aus dem Vogtland, die Semmeln aus der Oberpfalz - und zubereitet wurden die Bratwürste von einem tschechischen Griller-Team. Somit stellte sich die EUREGIO auch in kulinarischer Hinsicht als gutes dreier Gespann vor. Den Gästen schmeckte es!


Hintergrund

Vor 30 Jahren wurde die Euregio Egrensis (EE) als Initiative für grenzüberschreitendes Zusammenarbeiten im Raum Sachsen/Thüringen, Böhmen, Bayern ins Leben gerufen.

Jedes Jahr führen seitdem die drei EE-Arbeitsgemeinschaften eine gemeinsame Jahreskonferenz durch, zu der sie Rückblicke in ihre grenzüberschreitenden Aktivitäten gewähren und Ausblicke in aktuelle Fragen euregionaler und europäischer Förderpraxis und -politik bieten.