Amtsarzt warnt vor schweren Krankheitsverläufen

11. März 2021 - Dr. Torsten Bossert weist auf erhöhtes Gesundheitsrisiko durch die inzwischen dominierende britische Virusvariante hin / Infektionen legen Notbetreuung in mehreren Kitas ein lahm

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Schleiz. In Deutschland wird momentan vielerorts über mögliche Öffnungsschritte und Lockerungen der Corona-Maßnahmen debattiert und auch an Saale und Orla werden entsprechenden Stimmen laut. Das Gesundheitsamt des Saale-Orla-Kreises warnt jedoch zum heutigen 11. März – vor exakt einem Jahr erklärte die Weltgesundheitsorganisation den Pandemiefall – davor, das Corona-Virus bereits als besiegt zu erachten und das Gesundheitsrisiko einer Infektion zu unterschätzen.

Hauptgrund für die Mahnung ist die Dominanz der britischen Virusmutation, die in Deutschland inzwischen in mehr als 50 Prozent der untersuchten Fälle nachgewiesen wird. „Im Saale-Orla-Kreis ist der Anteil nach unserer Einschätzung noch höher“, sagt Amtsarzt Dr. Torsten Bossert und berichtet von einer am Mittwoch veröffentlichten Studie im British Medical Journal, die eine 60 bis 100 Prozent höhere Sterblichkeitsrate durch die britische Virusvariante beschreibt.

„Auch der Fachdienst Gesundheit des Landratsamtes Saale-Orla-Kreis beobachtet leider zunehmend schnelle und schwere Verläufe mit tödlichem Ausgang. Da die Standesämter erst zu Beginn eines Monats die Totenscheine aus dem Vormonat einreichen, erfolgt hier eine bedauerliche Verzögerung in der Meldekette. Tatsächlich ist die Anzahl von mehr als 100 Corona-Toten im Landkreis bereits überschritten worden“, so Dr. Torsten Bossert. In der offiziellen Statistik des Robert-Koch-Instituts wurden bis zum heutigen Tag 94 Covid-19-Todesfälle im Saale-Orla-Kreis gemeldet.

Zudem weist der Mediziner darauf hin, dass die Belegungszahlen der Intensivbetten nicht die tatsächliche Situation im Landkreis widerspiegeln. Nach Angaben des DIVI-Intensivregisters wird aktuell kein Covid-19-Patient auf einer Intensivstation im Saale-Orla-Kreis versorgt. „Vorausgesetzt die Kapazitäten geben es her, werden alle schweren Verläufe zur bestmöglichen Versorgung auf die umliegenden Krankenhäuser der Maximalversorgung verteilt. Dort können den Patienten bessere Behandlungsmöglichkeiten geboten werden als in den Krankenhäusern der Grund- und Regelversorgung in Pößneck und Schleiz“, erklärt der Amtsarzt und ergänzt: „Auch jüngere Bürger aus dem Saale-Orla-Kreis befinden sich auf der Intensivstation, teils an der künstlichen Lunge.“

Als eine Reaktion auf die verstärkte Ausbreitung der britischen Virusvariante wurde zudem die Dauer der Quarantäne von nachweislich Infizierten von zehn auf nun 14 Tage verlängert. Hintergrund ist, dass Infizierte durch die Virusmutation länger ansteckend sein können als beim ursprünglichen SARS-CoV-2-Virus.

Sorge bereitet auch weiterhin der Blick auf die nach wie vor zu hohen Infektionszahlen. Allein zum heutigen Donnerstag nennt das Robert-Koch-Institut 43 Neuinfektionen für den Saale-Orla-Kreis, womit die Sieben-Tage-Inzidenz leicht auf nun 227,9 steigt. Die meisten der neu hinzugekommenen Positivbefunde entfallen auf Bad Lobenstein (7), Schleiz (5) und die Verwaltungsgemeinschaft Oppurg (5).

Auch in mehreren Kindertagesstätten sorgt das Infektionsgeschehen für zusätzliche Einschränkungen. Vier Kindergärten sind aktuell komplett geschlossen und bieten auch keine Notbetreuung an, in zwei Fällen wurde für einzelne Gruppen Quarantäne angeordnet. In diesem Zusammenhang weist das Gesundheitsamt darauf hin, dass die Quarantäne für die betroffenen Kinder bereits dann bindend ist, wenn sie durch die jeweilige Einrichtungsleitung ausgesprochen wird. Das erfolgt ausschließlich nach Rücksprache mit dem Gesundheitsamt und dient der schnelleren Kommunikation. Der schriftliche Quarantänebescheid durch die Behörde folgt in der Regel erst nach einigen Tagen.

Einen ersten Überblick für den Fall, dass für ein Kind Quarantäne angeordnet wird, bietet das Merkblatt Kinder in Quarantäne des Landratsamtes Saale-Orla-Kreis. Zu finden ist es auf www.saale-orla-kreis.de im Bereich Aktuelles / Corona / Quarantäne und Entschädigung.

Pressesprecher
Alexander Hebenstreit