Inzidenz des Saale-Orla-Kreises steigt wieder über 400

15. Dezember 2020 - Gesundheitsamt und Bürgerhotline arbeiten am Limit / Seit März über 10 000 Quarantänebescheide erstellt

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Schleiz. Zum heutigen Dienstag vermeldet das Gesundheitsamt des Saale-Orla-Kreises knapp 50 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden.
Acht Fälle wurden für den Bereich Bad Lobenstein, jeweils sieben für die VG Ranis-Ziegenrück und Pößneck gemeldet. Sechs positiv-Meldungen gab es für den Bereich Schleiz, je vier für die VG Seenplatte und Tanna, drei für Remptendorf und ein bis zwei für die VG Oppurg, die VG Triptis, Gefell, Neustadt, Rosenthal am Rennsteig und Saalburg Ebersdorf.

Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Fachdienstes Gesundheit bedeuten die beinahe konstant hohen Zuwachsraten bei den Corona-Fallzahlen einen nahezu nicht mehr zu bewältigenden Arbeitsaufwand, sodass es in der Bearbeitung und Abarbeitung der Vorgänge zunehmend zu Verzögerungen kommt. „Die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes arbeiten seit Wochen unter höchster Belastung. Leider ist eine zügige Abarbeitung sämtlicher Fälle aktuell einfach nicht zu schaffen“, bedauert Christiane Bischoff, Ärztin im Gesundheitsamt.

So ist beispielsweise die Kontaktnachverfolgung keineswegs so einfach, wie man es sich als Außenstehender vielleicht vorstellt. Ein großes Problem ist nach wie vor die Erreichbarkeit der betroffenen Personen, also der Kontaktpersonen. Werden diese dann erreicht, haben sie – verständlicherweise – viele Fragen, zunehmend sehr detaillierte Fragen, sodass die Telefongespräche meist 15 bis 30 Minuten pro Person dauern.

Im Schnitt müssen pro gemeldetem Positiv-Fall acht Personen als Kontaktperson erster Kategorie in Quarantäne geschickt werden – bei derzeit durchschnittlich 50 neuen Fällen pro Tag sind das allein 400 zu erstellende Quarantänebescheide - nicht zu vergessen die dazugehörigen Telefonate, die im Vorfeld einer Bescheiderstellung geführt werden müssen. Dazu kommt, dass im Rahmen der Kontaktermittlung auch zahlreiche Telefonate geführt werden, die dann nicht zu einer Quarantäne führen, weil sich beim Gespräch herausstellt, dass diejenigen Personen nicht zur Kontaktkategorie 1 gehören. Wenn Einrichtungen bzw. Lehrer oder Erzieher betroffen sind und ganze Klassen bzw. Kita-Gruppen in Quarantäne geschickt werden müssen, ist die Anzahl der zu erstellenden Quarantänebescheide ungleich höher. So kommt es dazu, dass manchmal nicht alle neugemeldeten Fälle innerhalb eines Tages abgearbeitet werden können.  

Schließlich muss ein derartiger Bescheid auf jede Person und auf jeden Fall individuell angepasst werden. Zahlreiche Daten müssen erhoben, teilweise aufwändig recherchiert und eingepflegt werden, bis der mehrseitige Bescheid verschickt werden kann. Es dauert also mehrere Tage, bis die Kontaktpersonen den Bescheid im Briefkasten haben.
Seit Beginn der Corona-Pandemie gab es im Saale-Orla-Kreis mehr als 1300 Infektionen mit dem Corona-Virus. Ausgestellt wurden bisher über 10.000 Quarantänebescheide.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gesundheitsamtes arbeiten seit Monaten am Limit und regelmäßig 12 Stunden am Tag. Auch an den Wochenenden muss das Gesundheitsamt besetzt sein, um die neuen Positiv-Meldungen abzuarbeiten.
Erschwerend kommt hinzu, dass durch die hohe Anzahl der Fälle und die flächendeckende Verbreitung im Landkreis zunehmend auch Mitarbeiter des Gesundheitsamtes quarantänebedingt – als Kontaktpersonen - oder zur Betreuung der eigenen Kinder ausfallen und teilweise auch aufgrund des Dauerstresses wegen gesundheitlicher Probleme ausfallen.

Die Unterstützung des Fachdienstes Gesundheit ist dankenswerterweise dennoch sehr groß. Neben den sechs Soldaten der Bundeswehr sind inzwischen rund 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kreisverwaltung mit verschiedenen Aufgaben der Pandemie-Problematik, vor allem in der Erfassung, Kontaktermittlung und Bescheiderstellung sowie am Bürgertelefon betraut.
Jedoch kann nicht für alle Aufgaben fachfremdes Personal eingesetzt werden, erklärt Christiane  Bischoff. „Für viele Arbeitsschritte braucht es zwingend medizinisches Personal“, so die Ärztin.

Das Landratsamt bittet aufgrund der angespannten Situation die Bürgerinnen und Bürger um Verständnis für entstehende Wartezeiten.
„Bei jedem Fall geht es um Menschen und erst in zweiter Linie um einen Verwaltungsakt. Diese Arbeit verlangt allen hier Beteiligten fachlich wie emotional eine Menge ab. Wir tun, was wir können“, so  Christiane  Bischoff.

Julia Weiß
Pressesprecherin