Deutschlands erste inklusive Wanderausstellung im Foyer des Schleizer Landratsamts zu erleben

„Inklusion im Blick“ will Barrieren in den Köpfen und der Gesellschaft aufzeigen und zu Gesprächen anregen / App macht Ausstellung für Jedermann erlebbar

Ausstellungseröffnung "Inklusion im Blick"Ausstellungseröffnung "Inklusion im Blick"

Schleiz. Mit der Wanderausstellung „Inklusion im Blick“ wurde im Landratsamt des Saale-Orla-Kreises ein Thema in den Mittelpunkt gerückt, das zwar immer wieder in der Öffentlichkeit steht, dabei aber zumeist einen Sonderstatus einnimmt, statt einfach Normalität zu sein. Auch mehr als ein Jahrzehnt nach Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention ist die inklusive Gesellschaft mehr Vision als Wirklichkeit. Noch mehr als Stufen trennt eine Barriere in den Köpfen Behinderte von Nichtbehinderten.

Genau hier setzt die Ausstellung an, die im Beisein von Joachim Leibiger, Beauftragter der Landesregierung für Menschen mit Behinderungen, eröffnet wurde und aus zwei Teilen besteht. Der erste Teil zeigt verschiedene Werke – darunter ein Bild, das auch Plastikmüll aus dem Meer entstand – , die zur Bewusstseinsbildung und dem Abbau von Barrieren dienen, wie Anette Morhard vom Bildungswerk der Thüringer Wirtschaft bei der Ausstellungseröffnung erklärte. „Es gibt nicht die eine Botschaft. Die Bilder geben Anlass ins Gespräch zu kommen.“

Der zweite Teil der Ausstellung ist geprägt durch den Dokumentarfilm „Nobody’s Perfect“ von Niko von Glasow. Er rückt Menschen in den Mittelpunkt, die durch das Medikament Contergan, das viele Frauen während der Schwangerschaft einnahmen, mit fehlenden oder fehlgebildeten Gliedmaßen auf die Welt kamen und trotz des Handicaps ihren Weg gemacht haben. Die Portraits reißen die Unsichtbare Barriere zwischen Betrachtern und Betrachteten ein, Berichte der Dargestellten geben einen Einblick in deren Alltag. Im Vordergrund steht dabei der Mensch und nicht die Behinderung. Stellvertretend zitierte Anette Morhard zur Eröffnung die erfolgreiche Dressurreiterin Bianca Vogel, die den Betrachter unter anderem wissen lässt: „Ich trage Contergan jeden Tag wie eine Last auf meinen Schultern.“

Mit Hilfe der Smartphone-App „Inklusion im Blick“ konnte die Ausstellung nicht nur besichtigt, sondern mit allen Sinnen erlebt werden. Beispielsweise konnte man sich die Erfahrungsberichte der contergan-geschädigten Menschen sowie die Informationen und Beschreibungen zu den Bildern – auch in einfacher Sprache – vorlesen lassen.  

Zu erleben war „Inklusion im Blick“ im Foyer des Schleizer Landratsamts bis zum 28. August 2020.

Pressesprecher Alexander Hebenstreit