Kindern Hilfe anbieten, wenn sie Gewalt erleben
2021: Lokales Netzwerk gegen häusliche Gewalt mahnt gewaltfreie Erziehung an – mit Plakaten und Flyern in Kindergärten, Schulen und vielen öffentlichen Einrichtungen
„Immer noch finden viele Erwachsene den Klaps auf den Po oder eine Ohrfeige für Kinder ok. Ist es aber nicht“, erklärt Nadine Hofmann, Gleichstellungsbeauftragte im Saale-Orla-Kreis und Vorsitzende des hiesigen Netzwerkes gegen häusliche Gewalt. „Anschreiben, beleidigen, belästigen, einsperren, hauen oder treten darf Kinder auch niemand“, betont sie. Und genau so steht es auch auf hunderten Plakaten, die in Kindertagesstätten, Schulen und Jugendeinrichtungen des Saale-Orla-Kreises hängen. Die Idee dazu hatte die Gleichstellungsbeauftragte und Vorsitzende des Netzwerkes gegen häusliche Gewalt im Saale-Orla-Kreis.
„Wir wollen Kindern und Jugendlichen sowie den Eltern und Großeltern von Kindern, die noch nicht lesen können, mit diesen Plakaten deutlich machen, dass jedes Kind ein Recht auf gewaltfreie Erziehung hat“, so Hofmann. Und auf diesen Plakaten findet man Kontaktdaten von Ansprechpartnern, wo man Hilfe finden kann, wenn man Gewalt erlebt oder von Gewalt in Familien weiß. Das Plakat gibt es in drei Varianten – für Kindergärten, für Grundschulen und für ältere Schüler und Jugendliche. „Vertraue Dich einer/einem Erwachsenen (Lehrer, Erzieher, Sozialarbeiter) an, damit es aufhören kann!!!“, so die Empfehlung für die jüngeren Schüler in den Grundschulen und Horten. Den älteren Schülern werden Telefonnummern der Netzwerkpartner wie Polizei, Jugendamt, Kinderschutzdienst „Huckepack“, Familienberatungsstelle und Nummer gegen Kummer auf dem Plakat mitgeteilt. Außerdem gibt es einen QR-Code auf jedem Plakat und Flyer, mit dem man auf eine Liste aller Netzwerkpartner gelangt.
Insgesamt werden 1000 Plakate und 8000 Flyer an Kindereinrichtungen verschiedener Träger, an die Schulen, Kinderheime, alle Städte und Gemeinden, Kinderarztpraxen, Apotheken, Beratungsstellen für Familien, Fachdienste des Jugendamtes, Jugendtreffs und viele mehr verteilt.
Unter den Netzwerkpartnern im Saale-Orla-Kreis ist bekannt, dass Gewalt gegen Kinder in der Zeit der Corona-Pandemie leider noch zugenommen hat. „Während der Lockdowns und der Schließung der Schulen mussten viele Eltern und Großeltern neben der täglichen Arbeit bei der Kinderbetreuung und dem Homeschooling Enormes leisten. Nicht allen ist das so gut gelungen. Bundesweit, aber auch in unserem Landkreis zeigt sich, dass die Kinder zunehmend unter allen Formen von Gewalt zu leiden haben. Hinzu kommt, dass nicht alle Eltern und Großeltern wissen, was ihr Handeln bei den Kindern langfristig auslösen kann und auch nicht, dass z.B. die gewaltfreie Erziehung seit über 20 Jahren im Bürgerlichen Gesetzbuch und im Strafgesetzbuch verankert ist“, so die Gleichstellungsbeauftragte.