Sorge vor Übergreifen der Virus-Mutationen auf den Saale-Orla-Kreis
3. Februar 2021 - Britische Mutante mehrfach im angrenzenden Landkreis Hof nachgewiesen / Corona-Fallzahlen im Saale-Orla-Kreis stagnieren / Pößnecker Impfstation arbeitet nun in Doppelschichten


Schleiz. Die deutschlandweiten Corona-Fallzahlen und damit auch die in Thüringen und im Saale-Orla-Kreis sind rückläufig. An Saale und Orla lag der Wert der Sieben-Tage-Inzidenz vor drei Wochen noch bei über 400 und damit mehr als doppelt so hoch wie aktuell. Doch eine wirkliche Entspannung zeichnet sich weiterhin nicht ab. Mit einer Inzidenz von aktuell 193 gehört der Saale-Orla-Kreis weiterhin zu den am stärksten betroffenen Regionen der Republik.
„Die Zahlen nehmen nicht mehr spürbar ab, sondern stagnieren auf einem Niveau, das nach wie vor viel zu hoch ist. Die Neuinfektionen müssen deutlich weniger werden, wenn wir das Geschehen wieder unter Kontrolle bekommen wollen“, sagte Dr. Torsten Bossert während der Sitzung des Pandemiestabs des Saale-Orla-Kreises am heutigen Mittwoch.
Mit einer gewissen Skepsis beobachtet der Mediziner zudem die geringe Nachfrage nach Corona-Tests in den momentan nur wenig ausgelasteten Abstrichstationen am Schleizer Krankenhaus sowie am Landratsamt. „Es könnte bedeuten, dass weniger Menschen Beschwerden haben und sich damit auch weniger Menschen testen lassen“, so ein möglicher Erklärungsansatz von Dr. Torsten Bossert. Denkbar sei jedoch auch, dass die Testbereitschaft nach vielen Wochen des Lockdowns mit einer einhergehenden Corona-Müdigkeit in der Bevölkerung nachlasse.
Einer Perspektive auf eine schnelle Rückkehr zur Normalität steht aber insbesondere die Sorge vor den neuen Virus-Mutationen im Wege. „Die Lage ist nach wie vor sehr angespannt“, sagte Landrat Thomas Fügmann und richtete den Blick vor allem auf den benachbarten Landkreis Hof, wo die als besonders ansteckend geltende britische Virusvariante B.1.1.7 bereits mehrfach nachgewiesen wurde. Da zahlreiche Bürgerinnen und Bürger zwischen dem Saale-Orla-Kreis und Oberfranken ein- und auspendeln, scheint ein Überschwappen der Mutation nur eine Frage der Zeit zu sein.
Gerade angesichts dieser Entwicklung ruhen die Hoffnungen auf baldige Lockerungen auf einem zügigen Fortschritt beim Impfen. Insofern macht es Mut, dass das Impfangebot in Thüringen zum heutigen Mittwoch nicht nur durch die Eröffnung weiterer 15 Impfzentren erweitert wurde. Wie der Manager der Impfstelle in Pößneck, Arne Bergemann, im Pandemiestab informierte, wird seit heute in Doppelschichten gespritzt. Damit können allein in Pößneck täglich zwischen 144 und 156 Personen geimpft werden.
„Es ist bei uns wie überall etwas stockend angelaufen, inzwischen hat sich aber alles bestens eingespielt. Wir erhalten viele positive Rückmeldungen der Impfwilligen“, berichtet Arne Bergemann. Schwierigkeiten bereiten nicht die Abläufe im Impfzentrum, sondern eher die äußeren Umstände.
Hierzu gehört neben der Terminvergabe, die an den tatsächlich verfügbaren Impfstoffmengen hängt, auch die Anreise zur Impfstätte. Wenn sie weder durch Familienmitglieder noch andere Möglichkeiten abgesichert werden kann, sollen notfalls unkonventionelle, individuelle Lösungen gefunden werden. Ein geeigneter Ansprechpartner für ältere Menschen aus Gefell oder Wurzbach, die eine besonders weite Anfahrt nach Pößneck hätten, sind beispielsweise die mobilen Seniorenbüros. „Im Moment fordert die Pandemie in diesem Land jeden Tag fast 1000 Menschenleben. Am Transport darf es nicht scheitern“, so Amtsarzt Dr. Torsten Bossert.
Die Möglichkeit, den Transport von der Krankenkasse erstatten zu lassen, beschränkt sich in Thüringen auf folgenden Personenkreis: Versicherte mit den Merkzeichen „aG“ (außergewöhnliche Gehbehinderung), „Bl“ (blind) oder „H“ (hilflos) im Schwerbehindertenausweis sowie Pflegebedürftige mit Pflegegrad 4 oder 5. Wenn eine dauerhafte Mobilitätseinschränkung vorliegt, haben auch Pflegebedürftige mit Pflegegrad 3 einen Anspruch.
Pressesprecher
Alexander Hebenstreit