Agathe – beliebt, hilfreich und wirksam gegen Einsamkeit

22. Januar 2024 - Erfolg des Landesprogrammes wird derzeit untersucht / Vier Beraterinnen im Saale-Orla-Kreis ziehen bisher positives Fazit und wünschen sich Fortführung

Menschen stehen im Halbkreis im GesprächMenschen stehen im Halbkreis im Gespräch

Schleiz. „Ja, ich bin die Agathe“, sagen Susan Hall und Irene Steffens inzwischen oft, wenn sie sich in der Region vorstellen. Sie sind natürlich nicht „Agathe“ persönlich. Sie sind Agathe-Fachberaterinnen, in den Verwaltungsgemeinschaften Ranis/Ziegenrück und Oppurg - gemeinsam mit Ute Grüner und Tamara Weinreich, die in Remptendorf, Saalburg-Ebersdorf und Rosenthal am Rennstein aktiv sind.
aktiv sind.

Agathe – so heißt das Programm „Älter werden in der Gemeinschaft“, eine Thüringer Initiative gegen Einsamkeit.

Das Programm wurde vom Thüringer Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie ins Leben gerufen und im Jahr 2021 in den ersten Regionen gestartet. Der Saale-Orla-Kreis war mit zunächst zwei Beraterinnen seit Beginn dabei, erinnert Katja Lukas, Planungskoordinatorin im Fachdienst Jugend, Soziales, Gesundheit des Landratsamtes im Saale-Orla-Kreis.

Nun wurde die norddeutsche Firma OptiMedis – ein Unternehmen für Management, Forschung und Analytik im Gesundheitswesen – mit einer Untersuchung der Wirksamkeit des Agathe-Programmes beauftragt und stellte erste Ergebnisse vor kurzem in Schleiz vor.

Ein ganzes Jahr war dafür veranschlagt worden, mit betreuten Seniorinnen und Senioren, mit Agathe-Fachberaterinnen, mit Netzwerkpartnern und auch den Verantwortlichen in den beteiligten Kommunen ins Gespräch zu kommen sowie eine umfassende Dokumentation für das Thüringer Sozialministerium zu erstellen. Die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen der Firma OptiMedis führten unter anderem 128 Telefoninterviews, darunter auch mit 38 Fachberaterinnen in ganz Thüringen sowie über 60 teilnehmenden Seniorinnen.
Insgesamt überwiege der Wunsch aller Beteiligten nach einer Fortführung des Agathe-Programmes.
Die alleinlebenden Seniorinnen und Senioren schätzten  die Beratungen und die Arbeit der Agathe-Beraterinnen sehr.
Die Agathe-Damen (es gibt an einigen Standorten auch männliche Agathe-Berater) sind nämlich allesamt Fachfrauen im Bereich Pflege, haben größtenteils selbst in der Pflege gearbeitet, auch Pflegedienste geleitet. Sie können fachkundig und konkret zu Pflegethemen, Haushaltshilfe, Fahrdienste beraten und direkt mit den Seniorinnen und Senioren Anträge auf Sozialleistungen stellen.

Mund-Propaganda und persönliche Empfehlungen von zufriedenen Senioren oder Netzwerkpartnern bringen immer mehr neue Seniorinnen und Senioren in die Agathe-Büros.
Zum Agathe-Netzwerk gehören jeweils Ärzte, Sozialdienste, Wohlfahrtsverbände, Wohnungsgesellschaften, Kommunen, Dienstleiter, Vereine in der näheren Umgebung. „Wir können für Rosenthal am Rennsteig ganz klar sagen: Wir wünschen uns eine Verstetigung des Agathe-Programmes. Wir brauchen es hier und die Beraterin nimmt uns als Kommune wirklich viel Arbeit ab“, so Alex Neumüller, Bürgermeister von Rosenthal am Rennsteig.

Das Programm AGATHE richtet sich an Personen in der Phase nach dem Berufsleben, die alleine im eigenen Haushalt leben. Die beratenen Personen sind dabei überwiegend weiblich, leben alleine im eigenen Haushalt und sind oft in ihrer Mobilität eingeschränkt, so die Untersuchung.

„Jedoch ist zu betonen, dass Einsamkeit nicht zwangsläufig etwas mit Alleinleben zu tun hat. Beispielsweise, wenn ein Partner pflegebedürftig ist, haben die Ehepartner sehr ähnliche Fragen und Unterstützungsbedarfe wie allein Lebende und werden auch beraten“, so Dr. Janika Blömeke, Leiterin der AGATHE-Evaluation von OptiMedis.

„Das Programm Agathe etabliert sich als wichtiges Bindeglied zwischen den Seniorinnen/Senioren der Region und den Sozialplanern“, erklärt Kaja Kristensen von OptiMedis.

Durch die engen Kontakte zu den Seniorinnen und Senioren können die Beraterinnen die Unterstützungsbedarfe ganz konkret benennen – von der Nahversorgung mit Lebensmitteln oder der gesundheitlichen Versorgung durch Pflegedienste, über die Kontakte zum Entlass-Management aus dem Krankenhaus – „dann muss jemand einkaufen, damit zu Hause der Kühlschrank nicht leer ist“ -  bis zur Teilhabe am kulturellen Leben der Region oder gemeinsamer Freizeitgestaltung.

„Bewährt haben sich auch unsere Informationsveranstaltungen wie etwa zu den Themen Grundsteuer im vergangenen Jahr oder zuletzt der Einführung des E-Rezeptes“, erklärt Agathe-Fachberaterin Susan Hall.

In der Untersuchung habe sich gezeigt, dass sich die Seniorinnen und Senioren, die bisher durch Agathe betreut wurden, deutlich besser integriert und weniger einsam fühlen, dass sie die aufsuchende Beratung und die Gespräche sowie die konkrete Hilfe der Agathe-Fachfrauen sehr schätzen. „Ich will nicht wieder in die Einsamkeit zurück fallen“, wird eine Seniorin zitiert.

Die Agathe-Beraterinnen wünschen sich mehr Fortbildungen und Austausch untereinander sowie mehr Raum für präventive Arbeit. Schließlich bekommen sie durch ihre Tätigkeit sehr viel Einblick in die reale Lebenswelt der Bürgerinnen und Bürger und wissen, wo präventive Beratung besonders wichtig wäre.

Wer Erfahrungen, Kritiken, Hinweise zum Agathe-Programm einbringen möchte, kann sich unter agathe-evaluation@optimedis.de mit der Firma OptiMedis AG in Verbindung setzen.

Brit Wollschläger
Pressesprecherin