Bundestagspräsidium zu Gast im Deutsch-Deutschen Museum Mödlareuth

26. Januar 2024 - Große Ehre für das Deutsch-Deutsche Museum Mödlareuth

Saale-Orla-Landrat Thomas Fügmann führte Bundestags-Vizepräsident Wolfgang Kubicki unter anderem gemeinsam mit Museumspädagoge Helmut Stößner über das Außengelände des Museums.Saale-Orla-Landrat Thomas Fügmann führte Bundestags-Vizepräsident Wolfgang Kubicki unter anderem gemeinsam mit Museumspädagoge Helmut Stößner über das Außengelände des Museums.

Pressemitteilung des Landratsamtes Hof


Auf Einladung des Hofer Landrats Dr. Oliver Bär hat das sechsköpfige Präsidium des deutschen Bundestages im Rahmen seiner Veranstaltungsreihe „Präsidium vor Ort“ auch das Deutsch-Deutsche Museum Mödlareuth im bayerisch-thüringischen Grenzland besucht. Das Präsidium befand sich diese Woche auf seiner zweiten gemeinsamen Reise, die diesmal in das Vogtland, die Heimat von Bundestagsvizepräsidentin Yvonne Magwas, führte. Dabei besuchten Bundestagspräsidentin Bärbel Bas sowie die Vizepräsidentinnen Aydan Özoğuz, Katrin Göring-Eckardt, Yvonne Magwas, Petra Pau und Vizepräsident Wolfgang Kubicki Erinnerungsorte und Menschen, die sich für eine lebendige Demokratie einsetzen.

Ort von nationaler und internationaler Bedeutung: Erinnerungsarbeit im ehemals geteilten Dorf

Im ehemals geteilten Dorf Mödlareuth erlebte das Bundestagspräsidium, wie die Erinnerung an die deutsch-deutsche Teilung und Wiedervereinigung vermittelt und für die Zukunft bewahrt wird. Die Gäste machten sich ein Bild von der aktiven Erinnerungsarbeit, die das Deutsch-Deutschen Museum dafür leistet. Sie erhielten zudem einen Einblick in die derzeit laufenden Umgestaltungs- und Erweiterungsmaßnahmen des Museums, die der Bund maßgeblich unterstützt, und sprachen mit Zeitzeugen, aktiven Bürgern und Schülern aus der Region.

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (Duisburg): „Es ist immer ein Unterschied, ob ich über Geschichte in Büchern lese oder es wirklich vor Ort mit eigenen Augen sehen und erleben kann. Deshalb ist das hier ein so wichtiger Ort. Wir haben uns wirklich gefreut, dass auch Yvonne Magwas gesagt hat: Wenn wir im Vogtland sind, müssen wir diesen Ort unbedingt besuchen. Deshalb freuen wir uns sehr, dass heute so viele mit dabei, die uns herumführen und uns auch einiges erklären können. Dafür herzlichen Dank.“

Zweckverbandsvorsitzender und Landrat Dr. Oliver Bär zum Besuch: „Es ist schön, dass das Bundestagspräsidium bei seiner zweiten Tour durch Deutschland gleich uns als wesentlichen Ort mit auswählt. Das unterstreicht auch wieder die nationale Bedeutung, die Mödlareuth hat. Und natürlich es ist so, dass wir auch immer anbringen wollen, dass wir hier in Mödlareuth eine Aufgabe erfüllen, die für ganz Deutschland da ist, für Personen aus aller Herren Länder, und dass wir deshalb auch die Unterstützung der Bundesrepublik Deutschland – auch in finanzieller Hinsicht – gerne entgegennehmen.“

Bundestagsvizepräsidentin Yvonne Magwas aus dem Vogtlandkreis zur Wahl von Mödlareuth als Station der Reise: „Der Ort ist für mich eine Herzensangelegenheit gewesen. Dass wir als Präsidium hierherkommen, weil der Ort vieles zeigt. Einmal natürlich die Grenze, die es einmal gab. Aber der Ort verkörpert auch ein Stück weit die Zukunft – nämlich, dass wir nun im vereinten Deutschland leben. Dass es für uns eine Freude ist. Und dass wir das auch immer wieder betonen sollten. Dass wir das Verbindende sehen sollten und nicht das Trennende. Viel mehr über das Verbindende sprechen sollten – das machen wir aus meiner Sicht nämlich zu wenig. Und aus diesem Grund war es mir wichtig, dass das Präsidium hierherkommt. Aber mir ist es auch wichtig, dass wir diesen Ort hier erhalten, um gute Bildungsarbeit für die jungen Menschen zu machen. Deshalb auch die Unterstützung des Bundes für den Neubau des Museums.“

Nach der Begrüßung durch Landrat Dr. Bär besichtigten die Gäste das neugestaltete Außengelände des Museums. Begleitet wurden sie dabei von Vertreterinnen und Vertretern der Politik und des Museums sowie Zeitzeugen, Ehrenamtlichen und Schülern. Neben der original erhaltenen Mauer, die Mödlareuth einst teilte, zeigt das Freigelände weitere original erhaltenen Elemente der früheren DDR-Sperranlagen.

Gesprächsrunde zu Demokratiebildung und Erinnerungsarbeit

Bei der anschließenden Gesprächsrunde tauschte sich das Bundestagspräsidium mit Zeitzeugen aus Mödlareuth, Mitgliedern des Vereins Vogtland 89 e.V. (Erinnerungsarbeit zur Friedlichen Revolution im Vogtland) sowie Schülern und Mitgliedern der kommunalen Jugendparlamente aus Thüringen, Sachsen und Bayern (Jugendparlament Saale-Orla-Kreis, Julius-Mosen-Gymnasium Oelsnitz, Johann-Christian-Reinhart-Gymnasium Hof) aus. Die Bundestagsabgeordneten beantwortete deren Fragen zur aktiven Demokratiebildung und Erinnerungsarbeit in Deutschland. Dabei wurde deutlich, dass diese Themen gerade in der aktuellen Zeit viele Menschen sehr bewegen.

Das Fazit von Landrat Dr. Bär zum Besuch des Bundestagspräsidiums in Mödlareuth: „Wir haben auch heute wieder zeigen können, welcher außergewöhnliche Ort Mödlareuth ist. Das Bundestagspräsidium setzt sich ja aus Personen zusammen, die aus ganz Deutschland kommen, aus den unterschiedlichsten Ecken. Alle waren sie beeindruckt, wie hier Dorf gleich Museum, Museum gleich Dorf ist und wie hier auch die Dorfgemeinschaft ebenso wie viele Ehrenamtliche dazu beiträgt, dass Geschichte vermittelt wird. Und dass wir deshalb deren Einsatz und das Engagement für Freiheit und für Demokratie auch weitergeben wollen, auch an Generationen, die zwei Staaten auf deutschem Boden nicht erlebt haben.“


Eindrücke der Gäste

Von der Führung und den Berichten der Gastgeber zeigte sich das Präsidium beeindruckt.

Bundestagsvizepräsidentin Aydan Özoğuz (Hamburg) dazu: „Dieses Museum zeigt, wie wichtig die Arbeit hier ist. Denn man kommt hierher und steht unmittelbar vor einem Stück deutscher Geschichte. Das begegnet einem ja gar nicht mehr überall. Und ich glaube, manche machen sich auch gar nicht mehr so richtig Gedanken, was damals alles geschehen ist und wie es Menschen ging – gerade auch, in einer Diktatur zu leben. Ich finde es sehr schön, dass einem das hier gezeigt wird. Die Gedanken dazu muss man sich dann selber machen.“

Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki (Steinburg – Dithmarschen Süd) über das Besondere an Mödlareuth: Es ist interessant, dass es ja ein Museumsdorf ist oder ein ‚Dorf als Museum‘ insgesamt. Ich komme ja aus Niedersachsen, aus Braunschweig, dem Zonenrandgebiet, und ich habe auch in Schleswig-Holstein die Grenzanlagen erlebt. Also, für mich ist das selbst nichts Neues. Aber die Tatsache, dass ein Ort so durchschnitten worden ist und man – obwohl man sich ja sehen kann – sich nicht mal zuwinken durfte, ist eine besondere Geschichte. Und ich merke ja, dass je jünger die Menschen werden, desto weniger haben sie noch einen Bezug dazu und glauben das auch teilweise gar nicht. Deshalb finde ich es wichtig, dass es solche Orte gibt, wo man dokumentieren kann, dass das wirklich alles Leben war, und nicht nur im Fernsehen mal ein Film gezeigt wird. Also, ich finde das hier eine gute Geschichte.“

Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Berlin) zur Erinnerungsarbeit, die in Mödlareuth geleistet wird: „Ich halte es für außerordentlich wichtig und mein Respekt vor den Bürgerinnen und Bürgern von Mödlareuth, denn ich habe gehört, dass sie ja mit diesem Museum leben, auch mit den vielen Gästen. Ich habe mit einer Schülerin, die mich hier begleitet hat, darüber gesprochen, wie sie sich die Geschichte, wovon ich ja noch Zeitzeugin bin, überhaupt aneignet. Und da ist nochmal deutlich geworden: Es ist ganz wichtig, am authentischen Ort das nicht nur zu erhalten, sondern das auch so zu bearbeiten und aufzuarbeiten, dass auch nachkommende Generationen sich klarmachen können, was passiert, wenn ein System meint, die Bürgerinnen und Bürger davon abhalten zu wollen, sich ihre Weltanschauung durch Anschauen der Welt zu bilden. Und was passiert, wenn jemand meint, dass er sein Gewaltmonopol so weit auslebt, dass er sogar an der Grenze schießen lässt, wenn jemand in die Freiheit will.“

Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Erfurt – Weimar) zur Bedeutung des einst geteilten und wiedervereinigten Dorfes: „Ich bin ja Thüringerin. Insofern weiß ich, was es heißt, dass wir jetzt auf einem Grund stehen, der geteilt war und dann wiedervereinigt worden ist. Ich weiß vor allem aber auch, was er heißt, die friedliche Revolution überhaupt zu machen, sich zu trauen rauszugehen und zu wissen: Das kann auch schiefgehen. Ich wusste zu der Zeit nicht, wenn ich auf eine Demonstration gegangen bin: Bin ich abends im Gefängnis oder bin ich abends zuhause? Und es ist wirklich toll, zu sehen, dass wir zusammengehören, aber es ist auch hart zu wissen: Wir müssen die Demokratie, die wir damals errungen haben, jetzt wieder verteidigen.“


Hintergrundinformation

Das Deutsch-Deutsche Museum Mödlareuth

Das Deutsch-Deutsche Museum im ehemals geteilten Dorf Mödlareuth ist in seiner Art einzigartig. Es verbindet Dorf und Museum und macht u.a. durch den Erhalt der 90 Meter langen original erhaltenen Mauer, von Sperranlagen, einem Beobachtungsturm und Steckmetallzaun-Elementen auf authentische Weise das Leben an der ehemaligen innerdeutschen Grenze spürbar. Das Museumsprojekt startete kurz nach der Wende 1990 auf ehrenamtlicher, privater Basis. Ende 2005 wurde der Zweckverband „Deutsch-Deutsches Museum Mödlareuth“ gegründet, dem der Landkreis Hof, der Saale-Orla- und der Vogtlandkreis sowie die Gemeinde Töpen und die Stadt Gefell angehören. Dieser länderübergreifende Zweckverband übernahm am 1. Januar 2006 die Trägerschaft für das Museum. Aktuell zählt das Museum, das ursprünglich für 20.000 bis 30.000 Besucher pro Jahr ausgerichtet war, jährlich zwischen 70.000 und 90.000 Besucher aus der ganzen Welt. So wurden Umgestaltungs- und Erweiterungsmaßnahmen nötig, die derzeit umgesetzt werden.

Die behutsame Neugestaltung des Freigeländes konnte 2023 bereits abgeschlossen werden. Darüber hinaus entsteht ein Neubau mit insgesamt 1.350 Quadratmetern Nutzfläche, der einer neuen Dauerausstellungsfläche von 500 Quadratmetern Raum bietet. Hinzu kommen dort weitere Räume, die dem Museum neue Möglichkeiten für Besucherbetreuung, Wechselausstellungen und die Präsentation seines umfangreichen Archivmaterials eröffnen. Gemäß aktueller Planung soll der Neubau 2025 fertiggestellt werden.

Insgesamt sind für das Bauprojekt rund 22 Millionen Euro veranschlagt. Dabei unterstützt der Freistaat Bayern ebenso wie der Bund das Museum mit jeweils 5,6 Millionen Euro. Weitere 800.000 Euro kommen von Seiten des Freistaates Thüringen dazu. Mit insgesamt vier Millionen Euro beteiligt sich zudem die Oberfrankenstiftung und mit 500.000 Euro die Bayerische Landesstiftung an dem Ausbau.