Netzwerk fasst Öffnung von Senioren-Einrichtungen ins Auge

3. Juni 2020 Netzwerk „Gut leben und alt werden im Saale-Orla-Kreis“ bittet in offenem Brief um Wiedereröffnung von Tagespflegeeinrichtungen / Anhaltende Schließung belastet Senioren und deren Angehörige

Neues BildjjjNeues Bildjjj

Schleiz. Die Wochen und Monate seit Ausbruch der Corona-Pandemie in Deutschland brachten für nahezu alle Bevölkerungsgruppen eine erhebliche Belastung mit sich. Sei es mit Blick auf die persönliche Gesundheit, die wirtschaftliche Situation oder das soziale Umfeld: Nichts blieb, wie es war. Immer wieder ins Zentrum der öffentlichen Debatte rückte die Versorgung von Kindern, die mittels Notbetreuung zumindest ein Stück weit abgesichert wurde und sich inzwischen wieder schrittweise in Richtung Normalität bewegt.

Ein vergleichbares Vorgehen für pflegebedürftige Menschen blieb jedoch aus. Mit Blick auf das deutlich höhere Gesundheitsrisiko für Senioren ist die ungleiche Behandlung zwar nachvollziehbar, doch nach Wochen der Entbehrungen und Belastungen ist es an der Zeit, auch hier neue Wege zu gehen. Deswegen bittet das Netzwerk „Gut leben und alt werden im Saale-Orla-Kreis“ das Thüringer Gesundheitsministerium in einem offenen Brief um die Wiederöffnung von Tagespflegeeinrichtungen sowie Lockerungen der Besuchsbeschränkungen in Seniorenheimen und Hospizen.

„Die Situation ist für viele ältere Menschen nicht länger zu verkraften. In Gesprächen wird deutlich, dass viele das Risiko einer Infektion lieber in Kauf nehmen, als noch länger in Isolation zu leben. Sie vermissen die Geselligkeit, den festen Tagesablauf und die Sicherheit“, sagt Netzwerkkoordinatoren Katja Lukas. Gleichzeitig erkennt sie eine große Belastung für die Angehörigen und damit einhergehend familiäres Konfliktpotenzial. „Während es für einen Teil der Kinder zumindest eine Notbetreuung gab, wurde die Krankenschwester, die ihre Oma zu Hause pflegte, von einem Tag auf den anderen mit dieser Aufgabe allein gelassen. Dieser Aufgabe ist auf Dauer niemand gewachsen.“

Um zu verhindern, dass Menschen mangels Alternativen in Pflegeheimen untergebracht werden, sei es wichtig, die Tagespflegeeinrichtungen möglichst zeitnah zu öffnen. „Der Ansatz ist: ambulant vor stationär“, macht Katja Lukas deutlich. Da bisherige Anfragen beim Gesundheitsministerium bislang zu keinem erkennbaren Effekt führten, hofft das Netzwerk „Gut leben und alt werden im Saale-Orla-Kreis“ mit seinem offenen Brief, darauf hinzuwirken, dass Pflegebedürftigen und deren Angehörigen eine Perspektive aufgezeigt wird. „Es lohnt sich, auch auf diese Personen zu schauen“, so Netzwerkkoordination Katja Lukas.

Pressesprecher
Alexander Hebenstreit