Neue Kleingewässer für Kammmolch & Co. im Dreba-Plothener Teichgebiet

9. April 2025 - ENL-Projekt realisiert erste Maßnahmen zur Habitatentwicklung für den Nördlichen Kammmolch und weitere Amphibienarten im Projektgebiet Plothen

Ein Vorher-Nachher-Vergleich aus dem Plothener Teichgebiet zeigt, wie der Wildwuchs einem Kleingewässer wich.Ein Vorher-Nachher-Vergleich aus dem Plothener Teichgebiet zeigt, wie der Wildwuchs einem Kleingewässer wich.

Medieninformation der Natura 2000-Station „Auen, Moore, Feuchtgebiete“


Das Plothener Teichgebiet, auch als „Land der 1000 Teiche“ bekannt, zeichnete sich einst durch knapp 2000 Teiche aus, die von Mönchen um das Jahr 1300 angelegt wurden. Zuvor war die Region von Sumpflandschaften geprägt und schon immer ein Paradies für Amphibien. Heute zählt das Teichgebiet nur noch ca. 600 Gewässer, die zum Schutz der mittlerweile rückläufigen Amphibien- und Wasservogelbestände durch das Naturschutzgebiet Dreba-Plothener Teichgebiet, das gleichnamige europäische Fauna-Flora-Habitat-Gebiet (FFH) sowie das Vogelschutzgebiet Plothener Teiche abgedeckt sind. Insbesondere zur Fortpflanzung empfindlicher und streng geschützter Amphibienarten sind fischfreie Gewässer entscheidend, vergleichbar mit denen, die früher zur Jungfischaufzucht genutzt wurden. Nichtsdestotrotz bleibt die Teichbewirtschaftung ein wichtiger Grundstein zum Gewässererhalt und kann, unter guter Abstimmung, mit dem Naturschutz Hand in Hand gehen.

Die Idee zum Projekt zur Entwicklung von Natur und Landschaft (ENL) entstand bereits im Jahr 2020 durch den Naturpark Thüringer Schiefergebirge Obere Saale und die Natura 2000-Station Auen, Moore, Feuchtgebiete und schließt die beiden Teichgebiete Pennewitz im Ilm-Kreis und Plothen im Saale-Orla-Kreis ein. 2022 beauftragte die Natura 2000-Station die Planleistung für ein Habitatentwicklungskonzept im Bereich des alten Naturschutzgebietes Dreba-Plothener Teichgebiet, welche 2023 durch das Büro für ökologische Studien und chemische Analysen (BÖSCHA GmbH) aus Hermsdorf fertiggestellt wurde. Nach der Projekt-Bewilligung im Mai 2024 war dieses Konzept die Grundlage für die ersten Maßnahmen im ENL-Projekt.

Vor Maßnahmenstart war das gesamte Projektgebiet durch den Sturmwurf im Juni 2024 gezeichnet und nahezu unzugänglich. Die ehemaligen Gewässer, die nun wiederhergestellt werden sollten, waren trotz Jahrzehnte langer Gehölzsukzession noch als Senken im Gelände zu erahnen. Anfang Januar begann die regionale Firma itv Tief- und Erdbau GmbH mit den Rodungsarbeiten und rückte aufgrund geeigneter Witterungsbedingungen bald mit dem Bagger nach. Schon während der Umsetzung wurde deutlich, welches Wasserhaltepotential das Gebiet aufweist, indem sich selbst Senken ohne Zulauf direkt zu füllen begannen. Der Untergrund besteht aus einer meterdicken bindigen Schicht und an vielen Stellen werden die Gewässer von Wasseradern, die das Gebiet natürlicherweise durchziehen, gespeist. Binnen sechs Wochen wurden insgesamt neun Kleingewässer angelegt und zwei verlandete Teiche partiell entschlammt.

Neben dem Nördlichen Kammmolch als Zielart kommen im Gebiet ebenso relevante und streng geschützte Arten der FFH-Richtlinie, wie die Knoblauchkröte, der Europäische Laubfrosch, der Kleine Wasserfrosch und der Moorfrosch vor. Damit möglichst viele Arten von dem künftigen Habitatangebot profitieren, wurde schon während der Konzeptionierung auf eine Vielgestaltigkeit der Gewässer geachtet. Es wurden temporär und dauerhaft wasserführende Gewässer mit und ohne Anschluss an das bestehende Gewässernetz geschaffen. So finden der Kammmolch, der Teiche mit Unterwasservegetation benötigt, aber auch die meisten Froschlurche, die niedrig angestaute Gewässer mit Flachwasserzonen bevorzugen, eine Lebens- und Reproduktionsstätte. Selbstverständlich sind Fischbesatz und Nutzungsweisen, die die Amphibienfauna beeinträchtigen könnten, untersagt.

Das Ergebnis der Umgestaltung wurde am 11. März 2025 im Rahmen der Teich- und Grabenschau, die regelmäßig von der Thüringer Landgesellschaft im Plothener Teichgebiet organisiert wird, präsentiert. Dabei besuchten auch Herr Schmaltz vom Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie, Naturschutz und Forsten (TMUENF) und Frau Schneemann vom Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TLUBN) das Projektgebiet. Mit Karten- und Bildmaterial veranschaulichten die Projektmitarbeiter, welchen Wandel das Gebiet in den letzten Wochen durchlebte. Nicht einmal vier Wochen nach Fertigstellung sind alle Gewässer, zumindest zum Teil, gefüllt und stehen den Amphibien rechtzeitig zu Beginn der Laichsaison zur Verfügung. Bei einer ersten Begehung Anfang April wurden bereits einige Individuen der Zielarten Kammmolch und Laubfrosch gesichtet.

Weitere Informationen zum ENL-Projekt finden Sie unter: https://natura2000.nfga.de/amf/projekte/ 


Kontakt:

Steffen Lehmann – Projektleiter ENL-Projekt 1001 Teich(e), Mail: lehmann@nfga.de
Anne Reise – Projektmitarbeiterin ENL Projekt 1001 Teich(e), Mail: reise@nfga.de
Natura 2000-Station „Auen, Moore, Feuchtgebiete“ in Trägerschaft der Naturforschenden Gesellschaft Altenburg e.V.


Förderhinweis:

ENL-Projekt 1001 Teich(e) – Teichgebietsentwicklung in Pennewitz und Plothen (2024 ENB 0002). Kofinanziert von der Europäischen Union.