Warum das Gesundheitsamt auch an Wochenenden und Feiertagen im Dienst ist

24. Mai 2021 - Neue Software im Fachdienst Gesundheit erfolgreich eingeführt

Sarah Grau und Tina Diersch (v.r.) im Fachdienst Gesundheit bei der Datenerfassung von Corona-FällenSarah Grau und Tina Diersch (v.r.) im Fachdienst Gesundheit bei der Datenerfassung von Corona-Fällen

Schleiz. „Am Wochenende haben wir die gleichen Aufgaben wie in der Woche“, erklärt Tina Diersch, Arzthelferin im Amtsärztlichen Dienst im Fachdienst Gesundheit im Landratsamt. Sobald aus den verschiedenen Laboren Meldungen über neue Corona-Infektionen eingehen, legt sie in der Erfassungssoftware einen neuen Fall mit den jeweiligen Personendaten an und übermittelt den Auftrag zur Kontaktermittlung an die Kollegen. Der oder die Betroffene erhält dann einen Anruf aus dem Amt mit der Information, dass der PCR-Test positiv war und erfährt, was in der Quarantäne zu beachten ist, wird nach Symptomen und Kontaktpersonen befragt. Ist ein Fall zu einer Person einmal angelegt, werden alle später hinzukommenden Informationen und Befunde dieser Person zugeordnet, erläutert Tina Diersch.
„Die meisten, die sich testen lassen, haben typische Symptome, fühlen sich krank und rechnen dann auch damit, dass sie Covid 19 haben“, erklärt Sarah Grau, die als Hygieneinspektorin seit Dezember vergangenen Jahres im Gesundheitsamt tätig ist.

Und wer am vergangenen Donnerstag oder Freitag zum Corona-Test war, wollte natürlich so schnell wie möglich wissen, ob er oder sie positiv ist, oder nicht – und nicht erst am Dienstag nach Pfingsten einen entsprechenden Anruf bekommen. „Natürlich werden die Betroffenen auch an den Wochenenden angerufen. Und es macht ja in der Folge einen Unterschied, ob nur ein Mitarbeiter einer Firma am Montag in Quarantäne geht oder ob er noch ein paar Tage zur Arbeit kommt und solange er nicht weiß, dass er Corona-positiv ist, noch jemanden anstecken kann“, erläutert Sarah Grau. „Genauso ist es bei Schulklassen oder im Kindergarten. Deshalb ist es wichtig, dass das Amt auch an Wochenenden arbeitet“, so Grau.
Seit einem halben Jahr ist das Gesundheitsamt auch an Wochenenden und Feiertagen im Einsatz. „Ich danke allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Fachdienstes Gesundheit und aller anderen Fachdienste, die uns unterstützen, für ihr großes Engagement und ihre Bereitschaft für diese Arbeit auch an Wochenenden und Feiertagen“, lobt Amtsarzt Dr. Torsten Bossert. Der Dank gilt auch den Familien der Mitarbeiter, die die Mütter und Väter, Großeltern, Töchter und Söhne so oft entbehren müssen.

„Und wenn man heimkommt, schaltet man nicht gleich ab. Corona ist immer ein Thema“, sagt Sarah Grau, die mit der Krankheit Covid 19 auch in der eigenen Familie intensive Erfahrungen machen musste.

Schließlich ist die aktuelle Arbeit im Gesundheitsamt auch emotional eine besondere Herausforderung. „Wenn jemand weint am Telefon oder ratlos ist, weil er nicht weiß, wie er in der Quarantäne alles organisieren soll, das lässt einen nicht kalt“, so Tina Diersch. So habe ein allein lebender Mann verzweifelt gefragt, wie er seinen Hund ausführen soll, wenn er nicht aus dem Haus darf. Für ihn habe das Gesundheitsamt dann einen Bekannten organisiert, der den Hund in dieser Zeit ausgeführt hat. Besonders nahe geht den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das Wissen um die Vereinsamung vieler Betroffener in der Corona-Pandemie oder gar das einsame Sterben. „Es ist schlimm, wann sich die Angehörigen nicht verabschieden können“, bedauert Tina Diersch.

Täglich erfahren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gesundheitsamtes und des Bürgertelefons des Landratsamtes von schwierigen Situationen und Problemen in den Familien, Einrichtungen und Unternehmen der Region in der Corona-Pandemie und beraten und informieren nach bestem Wissen und Gewissen.

„Wir hoffen, wie alle, jeden Tag, dass die Fallzahlen sinken, dass das normale Leben bald wieder stattfinden kann“, sagt Sarah Grau. Doch tatsächlich gibt es nach wie vor täglich Ansteckungen und Neuinfektionen im Kreisgebiet. Aktuell sei die britische Mutation des Corona-Virus die häufigste und diese erweise sich als ansteckender als die früheren Varianten. „Meist ist dann jeder in der Familie positiv“, weiß Tina Diersch aus ihren Erfahrungen beim Erfassen der Fälle und betroffenen Personen.

In den vergangenen Wochen wurden die technischen Voraussetzungen der Datenerfassung immer weiter verbessert und wichtige Schnittstellen zur Übermittlung – beispielsweise an das Robert-Koch-Institut – geschaffen. Das Landratsamt des Saale-Orla-Kreis hat die neuste Software-Version namens SormasX am 7. Mai eingeführt. „Das haben bundesweit noch nicht viele Kreise geschafft“, bemerkt Tina Diersch stolz. „Es war auch ein Kraftakt bis nachts halb zwei. Wir sind total froh, dass alles geklappt hat. Jetzt geht vieles einfacher und schneller“, so die Arzthelferin.

„Die Einführung der neuen Software war absolut wichtig und ich möchte allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der beteiligten Fachdienste im Landratsamt ein großes Kompliment aussprechen, dies im laufenden Betrieb und angesichts der hohen Fallzahlen im Kreisgebiet ohne Zeitverluste zu bewerkstelligen“, lobt Landrat Thomas Fügmann. Der Chef der Kreisverwaltung dankt allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Landratsamtes für ihr besonderes Engagement in dieser Zeit, speziell im Fachdienst Gesundheit und am Bürgertelefon.

Allein im Fachdienst Gesundheit sind aktuell 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Insgesamt haben 65 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landratsamtes mit Aufgaben der Pandemiebewältigung zu tun, sind teilweise oder vollständig zum Fachdienst Gesundheit abgeordnet. Dazu kommen acht Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr, die in der Kontaktermittlung bzw. an der Corona-Abstrichstelle im Landratsamt in Schleiz im Einsatz sind.

Mit dem heutigen Montag liegt die Sieben-Tage-Inzidenz für den Saale-Orla-Kreis bei 129,5.

Brit Wollschläger
Pressesprecherin