Landwirtschaftstour des Landrates führt nach Ludwigshof

11. November 2020 - Landrat Fügmann informiert sich bei der Agrarprodukte Ludwigshof eG in Ranis über die Ernte 2020 / Fallende Preise für Milch und Schweinefleisch belasten Landwirte schwer

Besichtigung der sanierten Stallanlage in Wilhelmsdorf im Rahmen der Landwirtschaftstour 2020Besichtigung der sanierten Stallanlage in Wilhelmsdorf im Rahmen der Landwirtschaftstour 2020

Ranis. Die regelmäßig im Herbst stattfindende Landwirtschaftstour hat sich in den vergangenen Jahren zu einem festen Termin im Kalender des Landrates Thomas Fügmann entwickelt, der auch in diesem Jahr nicht fehlen sollte – denn wo lässt es sich besser über die aktuelle Situation in der Landwirtschaft  sowie die Sorgen und Nöte der Landwirte sprechen, als direkt vor Ort. Corona-bedingt blieb die Tour auf eine Station beschränkt und das Ziel dieses Besuchs war die Agrarprodukte Ludwigshof eG in Ranis. Deren Vorstandsvorsitzender, Gunnar Jungmichel, ist gleichzeitig auch der Vorsitzende des Kreisbauernverbandes und konnte daher im Gespräch mit dem Landrat nicht nur für den eigenen Betrieb, sondern auch über die Lage der Landwirte im gesamten Kreisgebiet sprechen.

Grundlegend zieht Jungmichel ein positives Fazit für die diesjährige Ernte: „Das Jahr 2020 war ein gutes Jahr, in manchen Bereichen sogar ein sehr gutes, das kurz vor knapp durch den Regen noch gerettet wurde. Vor allem die Futterernte war sehr zufriedenstellend.“  Dies gelte sowohl für das Orlatal als auch für das Oberland. Die Agrarprodukte Ludwigshof eG ist ein breit aufgestelltes Landwirtschaftsunternehmen mit den Betriebszweigen Pflanzen- und Tierproduktion, Energieerzeugung und einem Dienstleistungsbereich. Dieser umfasst das Tochterunternehmen Papilio – ein Gastgewerbe mit Kantinenbetrieb und Gästehaus, das auf dem Gelände des Gutshofes untergebracht ist und nach Aussage von Jungmichel besonders schwer von der Corona-Krise und den damit einhergehenden Einschränkungen getroffen wurde.

Eine Besonderheit des Landwirtschaftsbetriebes in Ranis ist die Produktion von Arzneipflanzen sowie deren Trocknung und Verarbeitung im Tochterunternehmen LuRa. In diesem Bereich zählt die Agrarprodukte Ludwigshof eG zu den drei größten Erzeugern des Freistaates. Die Kamille-Ernte war in diesem Jahr besonders großen Schwankungen unterworfen, erklärt Jungmichel den Anwesenden. Während der Frühjahresanbau aufgrund der extremen Trockenheit im April komplett verloren ging und umgebrochen werden musste, konnte die äußerst erfolgreiche Herbsternte den Verlust nahezu komplett ausgleichen.

Leider setzt sich diese positive Bilanz nicht in allen Bereichen fort. „In der Tierproduktion sehen die Zahlen bei weitem nicht so gut aus“ sagt Jungmichel. Der Milchpreis sei seit dem zweiten Quartal gefallen und befinde sich derzeit auf einem so niedrigen Niveau, dass kaum ein Betrieb dafür kostendeckend produzieren könne und im Bereich der Schweineproduktion habe sich die Lage seit den ersten Fällen von Afrikanischer Schweinepest in Brandenburg noch dramatischer entwickelt.

Diese schwerwiegende Problematik beschäftigt nach Aussage von Landrat Thomas Fügmann auch die Kreisverwaltung sehr stark. „Die Gefahr rückt näher und wir werden auf lange Sicht leider nicht verhindern können, mit der Afrikanischen Schweinepest (ASP) konfrontiert zu werden.“ Das Veterinäramt  arbeite intensiv an Strategien zum Umgang mit einem ASP-Ausbruch und habe kürzlich erst eine Probe des Ernstfalles absolviert, betont Fügmann. Alle Anwesenden, zu denen neben Jungmichel und Fügmann auch Dr. Völlm als Vertreter des Thüringer Landesamtes für Landwirtschaft und Ländlichen Raum sowie der erste ehrenamtliche Beigeordnete und Mitglied des Thüringer Landtages Christian Herrgott gehörten, waren sich einig, dass die beste Vorsorge die reguläre und regelmäßige Durchführung von Jagden sei. Nur so können die Wildschweinbestände kontrolliert und minimiert werden.

Zum Abschluss besuchte die Delegation noch die Stallanlage in Wilhelmsdorf, die im vergangenen Jahr grundlegend umgebaut und modernisiert wurde. Zukünftig soll hier die Mutterkuhherde samt Kälbchen ihr Winterquartier bekommen. Die restliche Zeit des Jahres verbringen die Tiere laut Jungmichel auf den Weiden und pflegen Grünflächen an Hanglagen, die nur schwer mit Traktoren zu bewirtschaften sind. Die feierliche Einweihung der sanierten Stallanlage musste bisher aufgrund von Corona leider aufgeschoben werden.

Landrat Thomas Fügmann dankte den Anwesenden abschließend für den umfangreichen und tiefgründigen Einblick in die aktuelle Lage des Agrarbetriebes sowie der Landwirtschaftsbetriebe im Kreis allgemein und bestätigte sein Statement aus dem Frühjahr: „Der Sektor Landwirtschaft ist für uns absolut systemrelevant und der Saale-Orla-Kreis wird immer bestrebt sein, möglichst gute Rahmenbedingungen für die Landwirte und ihre enorm wichtige Arbeit zu schaffen.“

Pressesprecherin
Julia Weiß