Unternehmensbefragung im Saale-Orla-Kreis zeigt deutliche Folgen der Corona-Pandemie

8. September - Ergebnisse von gemeinsamer Umfrage des Saale-Orla-Kreises und der Universität Jena liegen vor / Trotz zahlreicher Probleme gibt es auch vereinzelte Umsatzsteigerungen

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Schleiz. Die weitreichenden Auswirkungen der Corona-Pandemie haben auch vor dem Saale-Orla-Kreis nicht Halt gemacht. Um eine Abschätzung möglicher Folgen vornehmen zu können, hat die Wirtschaftsförderung der Kreisverwaltung gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Wirtschaftsgeographie der Friedrich-Schiller-Universität Jena eine Befragung von Unternehmen und Selbständigen im Landkreis im Juni 2020 durchgeführt, deren Auswertung nun vorliegt.

„Die Ergebnisse daraus zeigen ein deutlich differenziertes Bild“, so Nadine Wagner von der Wirtschaftsförderung des Landkreises. Während das Gastronomie- und Hotelleriegewerbe, menschennahe Dienstleistungen sowie die Unterhaltungsbranche quasi über Nacht einen fast vollständigen Umsatzeinbruch zu verzeichnen hatten, gab es auch Unternehmen, die ihre Umsätze in den Krisenmonaten März und April steigern konnten. Dazu gehört beispielsweise die IT-Branche. Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes kämpften oft mit Problemen auf Grund weggebrochener Lieferketten, insbesondere bei internationalen Geschäftspartnern. Dies führte dazu, dass nur noch eingeschränkt produziert werden konnte und damit auch hier Umsatzrückgänge zu verzeichnen waren.

Über alle Branchen hinweg, wurde der Wegfall von Netzwerkarbeit bei Messen und Tagungen negativ eingeschätzt. Die Mehrheit der befragten Unternehmen äußerte dazu, dass die Verstärkung von digitalen Kommunikationsstrukturen den direkten und persönlichen Kontakt zu Geschäftspartnern nicht vollständig ersetzen kann. Positiv hervorgehoben wurde, dass sich brancheninterne Initiativen, unabhängig staatlicher Förderungen, bewährt haben und auch zusätzlich in Gang gebracht wurden. Hinsichtlich des bestehenden Fachkräftemangels schätzten die Unternehmen ein, dass es hier keine wesentlichen Änderungen gab und Fachkräfte – einschließlich Auszubildender – weiterhin gesucht werden.

Die Befragung zeigte auch, dass häufigstes Mittel der Wahl, um finanzielle Auswirkungen der Pandemie abzufangen, die Beantragung von Kurzarbeitergeld, gefolgt von Entschädigungen nach Infektionsschutzgesetz sowie Stundung, bzw. Kürzung von Steuerzahlungen gewesen ist. Eine sehr wichtige Rolle spielten auch Corona-Hilfen der Thüringer Aufbaubank. Diese flossen in Höhe von ca. 13 Millionen Euro in den Saale-Orla-Kreis. Überbrückungsdarlehen und Liquiditätshilfen wurden dagegen nur in geringem Maße beansprucht.

Im Hinblick auf Homeoffice-Möglichkeiten gaben die befragten Unternehmen an, dass es vor Beginn der Krise nur wenige Möglichkeiten dafür gab und sich dies während der Pandemie auch nicht maßgeblich geändert hat. Generell hat nur eine kleine Anzahl der befragten Unternehmen geantwortet, dass krisenbedingte Ausfallzeiten für innovative Ideen bzw. verstärkte Digitalisierung genutzt wurden, wobei an dieser Stelle erwähnt werden muss, das dieses stark branchenabhängig ist. So war die Wahrnehmung der Digitalisierung als Chance in der Krise besonders in den Branchen Finanz- und Versicherungs-Dienstleistungen, Informations- und Kommunikationsunternehmen und Erziehung und Unterricht sowie bei wissensintensiven Dienstleitungen stärker ausgeprägt. „Selbstverständlich ist dies vor dem Hintergrund einzuordnen, dass in bestimmten Branchen Arbeitsabläufe nicht oder nur sehr schlecht digitalisiert werden können, zum Beispiel im Bau- und Gastgewerbe“, erklärt Nadine Wagner.

Die Aussagen zur Digitalisierung zeigen auch, dass besonders in ländlich geprägten Landkreisen wie dem unseren, Breitbandanschlüsse noch nicht in dem benötigten Maße vorhanden sind. Um hier eine bessere infrastrukturelle Versorgung zu erreichen, hat der Saale-Orla-Kreis  bereits 2015 eine entsprechende Arbeitsgruppe gegründet und Bundes- und Landesmittel für den Breitbandausbau beantragt und bewilligt bekommen. Aktuell läuft die Ausbauphase, die bis Ende 2020 abgeschlossen werden soll.

„Nichtsdestotrotz ist der überwiegende Teil der befragten Unternehmen im Saale-Orla-Kreis davon überzeugt, dass der Standort im internationalen Vergleich ähnlich aufgestellt sein wird wie vor der Krise. Internationale Netzwerke  werden dabei als zunehmend wichtig für die Zukunft eingeschätzt. Die Kreisverwaltung dankt ausdrücklich allen Unternehmen des Landkreises, die sich an der Befragung beteiligt haben“, so Nadine Wagner abschließend.

Für detaillierte Fragen zur Unternehmensbefragung sowie zum aktuellen Breitbandausbau im Saale-Orla-Kreis steht die Wirtschaftsförderin des Landkreises, Nadine Wagner (03663 / 488 751 bzw. ) zur Verfügung.

Pressesprecher
Alexander Hebenstreit